Jahrespressegespräch der Beratungsstellen der KJF 2019
Die Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. stärken Eltern und Familien und schützen Kinder und Jugendliche.
Die Teams der Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern gehen mit vielfältigen Angeboten auf Familien zu, unterstützen sie bei Fragen rund um die kindliche Entwicklung und begleiten sie in schwierigen Lebenslagen. Tausende Familien finden jährlich bei den 10 Beratungsstellen der Katholischen Jugendfürsorge Rat und Hilfe. Weitere Außensprechtage und offene Sprechstunden werden in 2019 eingerichtet. Sie erleichtern den Zugang zur Beratung, sind noch näher und besser erreichbar für die Familien.
Enorm hohe Nachfrage und vielfältige Belastungssituationen in Familien
„Wir können wieder auf ein ereignisreiches Jahr in unseren Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern zurückblicken", zieht KJF-Direktor Michael Eibl Bilanz. 2018 wandten sich 4.554 Familien mit Kindern und Jugendlichen an eine der zehn Beratungsstellen der KJF, 133 mehr als 2017. Erfreulich, so Eibl, sei dabei die hohe Zufriedenheit der Ratsuchenden mit der Beratung, dies hatte eine Untersuchung in den letzten Jahren gezeigt. „Die Beratung ist nachweislich sehr effektiv und hilfreich", erläutert Dr. Hermann Scheuerer-Englisch, der fachliche Sprecher der zehn Beratungsstellen der KJF.
Die Statistik der Beratungen in 2018 zeigt, dass 36,1 % der Kinder und Jugendlichen bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwuchsen, 45,3 % der jungen Menschen erlebten eine Trennung der Eltern. Diese Zahlen zeigen, dass diese Familien mit Belastungen den Weg in die Beratung suchen. Die Palette der Beratungsgründe ist sehr breit: Fragen zur Erziehung und Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, Unterstützung bei Trennung und Scheidung, Schulprobleme durch Überforderung oder Mobbing, Probleme im Umgang mit Internet und Smartphone bis hin zu Erfahrungen von psychischer Erkrankung, seelischer, körperlicher oder sexueller Gewalt. Die Beraterinnen und Berater unterstützen die Familienmitglieder freundlich, auf Augenhöhe, vertraulich und kompetent.
Näher an die Familien – neue Entwicklungen 2019 in der aufsuchenden Beratung
„Wir freuen uns, dass Eltern unser Beratungsangebot so selbstverständlich und vertrauensvoll annehmen, wenn sie sich Sorgen um ihre Kinder und Jugendlichen machen", betont Dr. Scheuerer-Englisch. Dennoch fällt viele Familien der erste Schritt nicht leicht. Gründe dafür sind etwa fehlendes Wissen über das Angebot, zu große Entfernungen zur Beratungsstelle, oder innere Hemmschwellen und Belastungen, die es Eltern oder Jugendlichen schwerer machen, sich an eine der zehn Beratungsstellen zu wenden. Das bayerische Sozialministerium hat deshalb ein Förderprogramm für mehr „aufsuchende" oder besser abholende Erziehungs- und Jugendberatung ab 2019 aufgelegt: Beratungsstellen, die ihr Angebot außerhalb der Beratungsstelle in Familienstützpunkten, Kindertageseinrichtungen oder Kliniken anbieten, können eine halbe Stelle zusätzlich erhalten. „Die Katholische Jugendfürsorge wird sich mit allen zehn Beratungsstellen und einem 20-prozentigen Trägeranteil bei dieser sinnvollen Weiterentwicklung einbringen" erklärt KJF-Direktor Michael Eibl.
Die Beratungsstellen haben bereits vielfältige Angebote entwickelt, insbesondere der Ausbau der Außenstellen wurde enorm gesteigert: Neben den zehn Hauptstellen gibt es in der Diözese Regensburg 16 Außenstellen, an denen mindestens an einem Tag in der Woche Beratung vor Ort angeboten wird. Das erleichtert den Zugang für viele Familien erheblich und stärkt die Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten und Schulen vor Ort zum Wohl der Kinder und Jugendlichen.
Neue Beratungsangebote erleichtern den Zugang zur Beratung für Eltern und Jugendliche
Familiensprechstunde: Ein Kooperationsmodell zwischen Jugendhilfe und Psychiatrie in Cham/Opf.
Ist ein Elternteil psychisch erkrankt, stellt dies für die Kinder, die Eltern und Angehörigen eine herausfordernde Situation dar. „Für die Gesundheit und emotionale Befindlichkeit der Kinder ist es von Bedeutung, wie die Eltern ihre psychische Erkrankung bewältigen", stellt Britta Ortwein-Feiler, die Leiterin der Beratungsstelle in Cham fest. Deshalb habe man sich entschlossen, eine Familiensprechstunde in den Räumen des Zentrums für Psychiatrie anzubieten. „Betroffene Eltern können so das Angebot unkompliziert und ohne Wartezeiten nutzen und über ihre Sorgen wegen der Kinder und Fragen zu ihrer Erziehung sprechen", so Ortwein-Feiler. Ein offener und aktiver Umgang mit der Erkrankung werde dadurch erleichtert und dies sei eine gute Voraussetzung, um auch die Kinder gut unterstützen zu können.
Offene Sprechstunde für Jugendliche an der Beratungsstelle in Regensburg
2018 wandten sich 1.417 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren (31,1 %) und 378 junge Erwachsene (8,3 %) allein oder mit ihren Eltern an die Beratungsstellen der KJF. Übersteigerter und riskanter Medienkonsum, Mobbing, Alkoholexzesse, Drogenmissbrauch, Schulverweigerung, selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen, depressive Reaktionen und Zukunftsangst bis hin zu Problemen in der Ausbildung sind in der Beratungsarbeit alltägliche Anzeichen von Überforderung. Erfahrene Fachkräfte sind für die jungen Menschen da, unterstützen und begleiten sie bei Problemen mit sich selbst, in der Schule, mit Freunden, im Freizeitbereich oder der Familie. Die Beratungsstelle in Regensburg bietet seit Mitte 2018 eine wöchentliche offene Sprechstunde für Jugendliche an. Die Jugendberatung findet immer Mittwoch von 15:30 bis 17:00 Uhr statt. Die Jugendlichen können ohne Anmeldung kommen.
Familie in der Schule (FiSch): Kooperation von Beratung und Sonderpädagogischem Zentrum in Straubing
Für zwölf Wochen gehen Eltern von belasteten Kindern mit in die Schule, um in einer speziellen Klasse ihre Kinder in der Entwicklung zu unterstützten. Damit sind sie als Eltern wieder präsent und können die Kooperation mit der Schule verbessern. Eine Familientherapeutin der Beratungsstelle unterstützt die Familien dabei.
Kinder schützen
Das Wohl ihrer Kinder zu schützen, ist die wichtigste Aufgabe von Eltern, aber es gibt auch Familien, in denen die Eltern Dinge tun, die das Kind in seiner Entwicklung massiv bedrohen oder die wichtige Fürsorge und Schutzaufgaben unterlassen, so dass das Wohl des Kindes mit hoher Wahrscheinlichkeit gefährdet ist. Dies zu erkennen, fachlich gut zu reagieren und die Erziehungsverantwortlichen wie Kinder und Jugendlichen einzubeziehen, um ein Schutzkonzept zu entwickeln, ist eine wichtige fachliche Aufgabe in der Erziehungsberatung und in allen Jugendhilfeeinrichtungen. Im Jahr 2018 haben sich alle Beraterinnen und Berater dazu fortgebildet und einen neuen Handlungsleitfaden für das Vorgehen erarbeitet. Familien, in denen die Fürsorge für die Kinder nicht gelingt, werden anhand geeigneter Schutzkonzepte beraten. Die Beratungsstellen kooperieren mit der Familie und anderen Einrichtungen und leiten geeignete Hilfen zum Schutz der Kinder ein.